Soziales Bewusstsein

Ein Auszug aus meinem Buch „Emotionale Intelligenz bei Kindern fördern“

Definition
Die Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen, Mitgefühl zu entwickeln und in der Lage zu sein, die Dinge auch aus der Sicht eines anderen zu sehen.

Bausteine des sozialen Bewusstseins:

Gefühlsausdruck einer anderen Person einordnen Körperliche Signale im Rahmen der bekannten Kultur „lesen“ Sich in die Situation einer
anderen Person einfühlen
Verschiedene Ausdrucksformen und
Intensitäten der aktuellen Gefühlslage wahrnehmen
Die eigenen Gefühle nach
außen angemessen mitteilen
Mitgefühl empfinden
Achtsam mit anderen sein Die Perspektive einer anderen Person übernehmen Dynamiken sozialer Beziehungen zwischen Individuen, Gruppen und Gemeinschaften erlernen

Soziales Bewusstsein entscheidet darüber, inwieweit Kinder Beziehungen zu anderen Menschen gestalten können. Es geht also darum, wie feinfühlig und aufmerksam ein Kind sich gegenüber emotionalen Regungen des anderen verhält, ob es sich in andere einfühlen kann – also Empathie zeigen kann. Ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen fühlt es sich in die Persönlichkeit eines anderen hinein. Ein Kind, das gelernt hat, seine eigenen Gefühle ernst zu nehmen, wird über fremde Gefühle nicht stolpern. Empathie setzt das Erkennen und Verstehen von Gefühlen voraus. Empathie bedeutet auch die Fähigkeit, Gefühle bei anderen wahrzunehmen und sie zugleich vom eigenen Selbst und von der eigenen Gefühlslage zu unterscheiden. Einerseits empfindet man mit, andererseits merkt man, dass man nicht selbst betroffen ist.

Die ersten Lektionen der Empathie entwickeln sich ganz früh, zum Beispiel im Austausch von Blicken und Lauten zwischen Mutter und Kind. Die Mutter und ihr einige Monate altes Baby sind perfekt aufeinander abgestimmt: Sie spricht zu ihrem Baby sanft und leise, sie beobachtet ihr Kind aufmerksam. Spielerisch und singend verfestigt sich die Kommunikation zwischen Mutter und Kind. Die Botschaften dieser Interaktion geben dem Kind das beruhigende Gefühl, emotional verstanden zu werden und mit der geliebten Person verbunden zu sein.

Bereits im Vorschulalter sollen Kinder lernen, ihre negativen Gefühle zumindest teilweise zu kontrollieren und sich in die Lage derer hineinzuversetzen, die in einer anderen oder weniger glücklichen Situation sind. Das beginnt damit, dass sie lernen, wie man zum Beispiel Spielzeuge teilt und auf dem Spielplatz harmonisch miteinanderspielt oder ein Game veranstaltet, an dem alle Freude haben. Eine Umgebung, die die Zusammenarbeit, Sensibilität und Verantwortung für andere und das gesunde Selbstwertgefühl des Kindes fördert, ist dabei ein wichtiger Faktor. Schüler, die wenig Verständnis für das Gefühlsleben anderer aufbringen können, haben immer Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen und beteiligen sich weniger im Unterricht. Kinder mit einer angespannten Beziehung zu Mitschülern haben oft auch keine gute Lehrer-Kind-Beziehung. Die betroffenen Kinder fühlen sich häufig einsam und gehen ungern zur Schule. Darunter leiden entsprechend die schulischen Leistungen.