Emotionale Intelligenz (EQ) Kinder

Ein Auszug aus meinem Buch „Emotionale Intelligenz bei Kindern fördern“

Heutzutage wissen es Eltern wie auch Pädagogen: Ängste, Stress oder aufgewühlte Gedanken und Gefühle verringern bei Kindern die Kapazität des Arbeits- oder Kurzgedächtnisses zur Verarbeitung des Lernstoffs und auch die Konzentration und Ausdauer. Das lässt daraus schließen, dass der schulische Erfolg zumindest teilweise von der Fähigkeit des Schülers abhängt, sich ein positives soziales Umfeld aufzubauen.Deshalb ist es wichtig, eine gesunde Entwicklung der Kinder im Umgang mit ihren Gefühlen sowie ihren zwischenmenschlichen Beziehungen zu fördern. Dieser Bereich wird als sozial-emotionales Lernen (SEL) bezeichnet, und er muss erlernt werden wie eine Sprache, die Mathematik oder das Lesen. Dieses Konzept wurde von der Collaborative for Academic, Social, and Emotional Learning entwickelt und ist international verbreitet. SEL hat einen wichtigen Stellenwert für die Entwicklung von individuellen Kompetenzen für eine gelingende Lebensbewältigung, für die Förderung von Schlüsselkompetenzen in der Berufswelt und für Gesundheitsförderung und Prävention von Mobbing, von Verhaltensproblemen oder von Suchtverhalten.

Das Ziel der emotionalen Entwicklung ist die Förderung der emotionalen Kompetenz. Das ist die Fähigkeit einer Person, mit eigenen Emotionen und mit Emotionen anderer angemessen umzugehen. Eine sehr wichtige Entwicklungsaufgabe für Kinder ist das Erlernen von emotionsbezogenen Fertigkeiten, wie Selbstwahrnehmung, soziales Bewusstsein, Selbstmanagement, verantwortungsvolle Entscheidungen und Beziehungsmanagement. Diese Fertigkeiten bauen aufeinander auf und sind miteinander verbunden. Unklarheiten und Defizite in diesen Fertigkeiten können von Nicht-Verstehen von eigenen Emotionen bis zu massiven Kommunikationsproblemen und gewalttätigen Auseinandersetzungen führen. Die Entwicklung der emotionalen Kompetenz ist daher ein wichtiger Grundstein der Gewaltprävention.
Bei SEL werden fünf Kompetenzgruppen definiert, die emotionale Intelligenz bei Kindern ausmachen:

Selbstwahrnehmung

Die eigenen Gedanken identifizieren und erkennen, wie sie die Entscheidungen und das Handeln beeinflussen.

Selbstmanagement

Mit eigenen Gefühlen so umgehen, dass es leichter wird, die zu erledigende Aufgabe zu lösen. Es werden lang- und kurzfristige Ziele gesetzt und Hindernisse überwunden.

Beziehungsmanagement

Fähigkeit, auch einem negativen Gruppendruck standzuhalten und auf Konfliktlösungen hinzuarbeiten, um gesunde und lohnende Verbindungen zu Einzelpersonen und Gruppen aufrechtzuerhalten.

Verantwortungsvolle Entscheidungen

Positive, sachlich fundierte Lösungen für Probleme finden und umsetzen. Die langfristigen Folgen des eigenen Handels für sich und andere abzuschätzen.

Soziales Bewusstsein

Die Gedanken und Gefühle anderer verstehen, Mitgefühl entwickeln und in der Lage sein, die Dinge auch aus der Sicht eines anderen zu sehen. Psychologen nennen dies Empathie.

Übungsaufgaben

Die Fähigkeit, konstruktiv mit verschiedenen belastenden Gefühlen umzugehen, ist die Voraussetzung für eine effektive Auseinandersetzung mit der Umwelt. Vor allem jüngere Kinder haben Schwierigkeiten, die eigenen Emotionen wahrzunehmen, sie richtig einzuordnen, sie zu akzeptieren und auszuhalten oder positiv zu beeinflussen. Im deutschsprachigen Raum gibt es aus meiner Sicht kein ausreichend fundiertes Training für Kinder im Grundschulalter um diese Defizite übergreifend zu beheben. Da dieses Training zum Teil relativ hohe Ansprüche an Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen stellt, ist es wichtig, bei der Art der Darbietung darauf zu achten, dass die Kinder sich nicht überfordert fühlen.